Der Lego-Game-Boy: Kann nichts außer schick aussehen

Im Oktober 2025 veröffentlichte Lego eine Klemmbaustein-Version des Game Boys von Nintendo. Trotz fehlender Funktionen habe ich mir das Modell im Maßstab 1:1 zugelegt.

Die Variabilität der Lego-Sets kennt seit einiger Zeit keinerlei Grenzen, sowohl im Ideenreichtum als auch bei der Preisgestaltung. Klar, nicht jedem schmecken die Umsetzungen des dänischen Spielzeugherstellers, wenn es um die Zusammenstellungen der vergangenen Jahre geht. Dennoch hat das Unternehmen seine treue Fangemeinde.

Und es ist keineswegs ein Geheimnis, dass sich Lego auch an Lizenzen von bekannten Videospielen wie Animal Crossing, Fortnite, Minecraft, Sonic the Hedgehog, Super Mario oder Zelda rangewagt hat. Insbesondere die Figuren des japanischen Videospielherstellers Nintendo werden gerne in Klemmbaustein-Form umgesetzt. Natürlich auch deren Hardware.

Unter der Teilenummer 71374 veröffentlichte Lego bereits im August 2020 ein Set der ersten hierzulande bekannten Nintendo-Konsole, dem Nintendo Entertainment System (kurz NES). Mit einer UVP von 224,19 Euro war es nicht ganz billig und mit einer Teileanzahl von 2646 Stück geht fast ein Arbeitstag zum Bauen drauf. Heraus kam ein NES mit Controller und Cartridge, der sich neben einem Fernseher mit Super-Mario-Kulisse gesellen durfte.

Fünf Jahre später nun steht die nächste Nintendo-Hardware an. Teilenummer 72046, 421 Teile und eine UVP von 59,99 Euro. Etwas über 35 Jahre nach der Veröffentlichung in Europa gibt es den portablen Game Boy in Lego-Form. Nicht als Miniatur, sondern fast im Maßstab 1:1. Inklusive zwei Cartridges und Ständern zum Ausstellen. Und ich habe mir einen bestellt.

Das Kultobjekt in Klemmbaustein-Form

Zum Zeitpunkt der Artikelerstellung ist der Lego Game Boy inzwischen für unter 50 Euro zu haben. Gerade für ein Lego-Produkt mit Lizenz verhältnismäßig günstig. Doch das Produkt schien zu meinem Bestellzeitpunkt immer noch beliebt gewesen zu sein, denn auf mein Exemplar musste ich mich ein wenig gedulden. Genauer gesagt 25 Tage nach der Bestellbestätigung.

Lego verpackt die 421 Teile samt 107-seitiger Anleitung in einen unnötig voluminösen und günstigen Karton zum Aufreißen. Wer gerne Originalverpackungen sammelt, wird hier Pech haben. Insgesamt fünf große Papiertüten, in denen sich teilweise nochmal Papiertüten mit Kleinteilen befinden, müssen für den Aufbau aufgerissen werden. Schön der Reihe nach von 1 bis 5. Die Anleitung ruft entsprechend dazu auf, eine bestimmte Tüte aufzureißen und dessen Teile aufzubauen.

Ganz zu Beginn wird das Super-Mario-Cartridge samt Ständer und Behälter für die drei Wackelbildchen für den Bildschirm zusammengebaut. Von der Größe passt es, aber nur beim Game-Boy-Schriftzug oben hat Lego das Gefühl des Cartridges einfangen können. Für einige ein No-Go, aber dennoch irgendwo sinnvoll: der Aufkleber des Cartridges kommt als Sticker. Dank fehlenden Rändern wird das exakte Positionieren des Stickers etwas schwierig, entspricht dennoch ungefähr dem Original, denn da war ebenfalls nichts vorgedruckt.

Stein für Stein kriegt der Game Boy sein Standbein

In Beutel 2, 3 und 4 befinden sich dann die Bausteine für das eigentliche Highlight des Sets, nämlich dem Game Boy selbst. Man fängt zuerst mit der Rückseite an, die eine Art „Batteriefach“ beinhaltet. Darüber ist das Typenschild, welches sogar ein Easter Egg enthält. Die Aufschrift „G19890421“ beinhaltet das Erscheinungsdatum des Game Boy in Japan, den 21. April 1989. Nach und nach werden auch die abgerundeten Seiten und das Innere des Geräts zusammengebaut. Auch wenn manche Teilefarben wie Braun wenig Sinn ergeben. Der Begriff „Farbseuche“ ist bei heutigen Lego-Sets ein gefürchtetes Phänomen.

Man baut sich Schritt für Schritt von der Rückseite zur Vorderseite und realisiert somit einige interessante Details. Etwa das Steuerkreuz, welches unter der Mitte ein Gummiteil hat, um eine Art Druckpunkt zu erzeugen. Es kommen im Anschluss Teile mit Beschriftungen zum Einsatz. Etwas seltsam gestaltet sich die Konstruktion der A- und B-Knöpfe, diese pressen gegen ein straff um Gelenke gewickeltes Gummiband, was in einem unangenehmen Druckpunkt resultiert. Noch verrückter sind die Start- und Select-Knöpfe, diese werden durch kleine Gummireifen dargestellt. Ja, Reifen. Fällt allerdings nur vom nahen auf.

Spannend werden die Seiten. Links und rechts kommen Drehräder für Lautstärke und Kontrast. Haptisch am besten gelöst hat Lego jedoch ein Ein- und Ausschalter auf der Oberseite, der sich sehr akkurat anfühlt. Zum Schluss kommt das Display rein, welches bedingt durch die geringe Sanftmütigkeit seitens Lego mit anderen Plastikteilen in dieselbe Tüte geschmissen wurde. Dadurch kommt es zu Kratzern, die einigen jedoch authentisch vorkommen könnten.

Formvollendung…

In der letzten Tüte wird der Ständer für den Game Boy gebaut, der über das Loch befestigt wird, bei dem sich im Originalgerät der Kopfhörerausgang befindet. Beim Aufbau wird man bemerkt haben, dass noch ein Sticker übrig ist. Nach dem Ständer wird das zweite Cartridge aufgebaut, welches dunkelgrüne Teile und eine nachgebildete Batterie beinhaltet. Oben darf sich dann der Sticker zum Spiel The Legend of Zelda: Link’s Awakening gesellen, ein weiterer Game-Boy-Klassiker. Danach ist das Set komplett aufgebaut.

Prognostiziert wird eine Aufbauzeit von ein bis zwei Stunden. Ich habe es mit ein paar kleinen Pausen zwischendrin und kleineren Baufehlern meinerseits in zirka zwei Stunden geschafft. Für mich als jemand, der wahnsinnig selten was mit Klemmbausteinen zusammenbaut, vernünftig. Die Anleitung lässt sich sehr gut nachvollziehen und ist idiotensicher gemacht. Und falls doch irgendwelche Baufehler passieren sollten, liegt ein Teiletrenner bei, der sehr zuverlässig funktioniert hat. Praktisch, wenn man zwei dünne Platten falsch verbaut hat.

Von Seite 4 bis 13 in der Anleitung gibt es ein wenig Geschichtskunde rund um den Original Game Boy, den Lego Game Boy und den beiden Spielen Super Mario Land und The Legend of Zelda: Link’s Awakening. Die drei Wackelbilder beinhalten ein paar Frames des Nintendo-Startbildschirms, eines Levels vom Mario-Spiel und eine Kussszene aus dem Zelda-Spiel. Dafür wird hinten das mittlere Teil entfernt, eine Planke umgeklappt und das entsprechende Wackelbild eingesetzt. Die Bilder sehen so aus, als würden sie direkt von einem Game-Boy-Bildschirm stammen.

…die jedoch nicht perfekt ist

Lego bewahrt die Käufer immerhin vor der Stickerwut, die es teilweise bei viel teureren Sets gibt. Viele Prints auf den Teilen erspart viel Arbeit und den eventuellen Frust, falls der erste Klebeversuch scheitert. Auf was man sich einstellen muss, sind bemerkbare Farbabweichungen bei den Teilen, auch wenn sie zur selben Gruppe gehören sollen.

Als ich in den sozialen Medien darauf aufmerksam gemacht habe, dass ich mir den Lego Game Boy angeschafft habe, stieß ich auf geteiltes Echo. Ich hätte etwa die Kritik vom Held der Steine (aka Thomas Panke) überhört. Oder dass man für den Preis einen funktionierenden, geschweige denn richtigen Game Boy von Nintendo bekommen würde. Da ist definitiv was dran, denn Lego schreibt ganz klein auf der Vorderseite der Packung, dass es „keine Licht-, Ton- und Spielfunktionen“ gäbe. Bei einer UVP von 60 Euro.

Streng genommen wird es schwierig, die Konstellation in funktionierend für denselben Preis zu ergattern. Aber es ist vollkommen richtig, dass man gerade im Gebrauchtwarensektor in dem Preisbereich einen Original-Game-Boy bekommt. Dafür ist dieser allerdings schon „fertig gebastelt“ und wesentlich technischer. Wer allerdings selbst Hand anlegen möchte: ein Projekt namens BrickBoy erlaubt es, dem Klemmbaustein-Handheld Leben einzuhauchen. Wenn auch nicht 100-prozentig authentisch.

Zudem sollte man aufpassen, nicht zu leichtsinnig den Lego Game Boy mit eingelegten Cartridge zu bewegen, denn dieser sitzt nicht fest im Slot. Und nicht wundern, falls Teile übrigbleiben. Bei meinem Set fühlten sich ganze 16 Bausteine ganz allein.

Und eine Kleinigkeit erzeugt definitiv Verwunderung: Warum wurde nicht Tetris als „Spiel“ beigelegt? Es wurde mit dem Game Boy verkauft und dürfte noch eher mit dem Handheld assoziiert werden als Mario und Zelda. Keine Frage, die Wahl ist gut gefallen, aber Tetris hätte noch besser dazu gepasst.

Fazit: Ein wortwörtlicher „Brick“

Ein Vergleich des Lego Game Boy plus beiden Spielen mit ihren Originalen

Steht der Lego Game Boy einmal in der Vitrine, könnte man von weitem auf dem ersten Blick denken, es stünde ein echter Game Boy in der Standard-Farbgebung im grauen Gehäuse und seinen herausstechenden pinken A- und B-Knöpfen da. Vom nahen sieht man dann genau: es ist ein Lego-Set. Für Liebhaber von Klemmbausteinen und allem, wo Nintendo draufsteht, ist das Set definitiv etwas.

Die Bauzeit ist nicht sonderlich lang, der Aufbau geht gut von der Hand, selbst wenn einige Farbkombis im Inneren wenig sinnhaft erscheinen. Die mehr mäßige Haptik schreit förmlich danach, den Klotz im Maßstab 1:1 nur in der Vitrine zu belassen. Das Austauschen der Wackelbilder für das Display hätte man eleganter lösen können als durch das Entfernen eines Bausteins. Ganz wilder Gedanke: Vielleicht mit Funktion?

Wer den Preisverfall noch eine Weile abwartet und ungefähr die Hälfte der unverbindlichen Preisempfehlung von 60 Euro bezahlt, hat ein schickes Stück Spielgeschichte in Klemmbaustein-Form in seinem Schrank. Oder bastelt an einem funktionierenden Exemplar, so wie es schon einige andere getan haben. Als Sammler kann man ruhig beides haben.


Wie ist Eure Meinung zum Game Boy von Lego? Habt Ihr ihn auch gekauft? Oder fehlt Euch wie einigen Käufern die Funktion für den Preis? Oder bevorzugt Ihr lieber einen richtigen Game Boy statt einen aus Klemmbausteinen? Lasst es mich in der Kommentarsektion wissen.

Permalink: https://videospielgeschichten.de/der-lego-game-boy-kann-nichts-ausser-schick-aussehen/

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2 Antworten zu „Der Lego-Game-Boy: Kann nichts außer schick aussehen“

  1. Avatar von André Eymann

    Cooler Bericht Kevin! Also… ich habe den Original Game Boy hier Zuhause und muss sagen, dass die Lego-Version wirklich sehr gut aussieht! Persönlich bin ich ziemlich unempfänglich in Bezug auf den meisten Merch und würde mir das Teil wohl nicht kaufen. Obgleich mich der Look schon fasziniert. Lego hat sich hier viel Mühe gegeben, das Original gut einzufangen. 😍

    Als ich in Deinem Text über den BrickBoy (guter Name!) las, habe ich gleich mal nachgeschaut. Auf der Kickstarter-Seite des BrickBoy kann man die belebte Lego-Fassung in Aktion sehen. Das weckt dann schon eher mein Interesse. Die Kombi aus Lego und einem funktionierenden Gerät hätte dem Unternehmen aus Billund eigentlich auch selbst einfallen können. Das wäre doch etwas…

  2. Avatar von Flat Eric

    Hatte etwas Probleme beim Zusammenbauen, ist aber insgesamt ein gutes Gerät geworden. Habe nur irgendwo den A-Knopf verbaut und weiß nicht wo. 😀

    https://bsky.app/profile/retrostage.bsky.social/post/3m55ld6n27k2r

    André Eymann

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