Roland In Time – Von Diamanten und Zeitsprüngen

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Als Amstrad die Entwicklungen für das betrieb, was später mal der Colour Personal Computer (CPC) 464 werden sollte, hatte dieses Projekt einen Codenamen: ARNOLD.

Wenig später, als man sich auf der Suche nach einer möglichen Identifikationsfigur für eine Reihe von Spielen machte, die unter der hauseigenen Marke Amsoft vertrieben werden sollten, drehte man einfach ein wenig an den Buchstaben hin und her und kam so auf ROLAND, ein Name, der unter den alten Amstrad-Benutzers verhasst und geliebt gleichermaßen ist.

Abbildung der englischen Kassettenhülle des Spiels. (Bild: Amsoft/Gem Software)
Abbildung der englischen Kassettenhülle des Spiels. (Bild: Amsoft/Gem Software)

Amstrad suchte sich nun verschiedene Firmen, die beauftragt wurden, Spiele mit einer Figur namens Roland zu entwickeln. Dabei gab es mehrere verschiedene Auftragnehmer, unter anderem auch die Firma Gem Software, die eine ganze Reihe an Spielen für den CPC entwickelt hat und die meiner Meinung nach unserem Roland das Aussehen gegeben hat, an das man sich erinnern sollte.

Roland In Time hieß das Spiel, mit dem ich mich damals stundenlang beschäftigen konnte. Ein klassisches Jump and Run Spiel, in dem die Spielfigur durch alle möglichen Räume hetzte, um alle möglichen Dinge einzusammeln.

Das Spielprinzip war in den Anfangstagen des CPC sehr beliebt und Spiele wie Manic Miner, Monty On The Run oder Jet Set Willy sind zu Synonymen dafür geworden. Im Fall von Roland In Time geht es darum, Diamanten („Crystals“) einzusammeln, die – wenn ich mich richtig erinnere – Roland helfen sollten, seine Zeitmaschine wieder auf Vordermann zu bringen. Denn das ist der Aufhänger für dieses Spiel: Roland ist mit seiner Zeitmaschine unterwegs und kommt nicht wieder in seine richtige Zeit zurück, weil ihm Ersatzteile fehlen. Diese sind leider über zehn Zeitzonen verstreut worden, von der Urzeit bis ans Ende aller Zeiten. So muss Roland sich auf die Suche machen, dabei allerlei Gefahren ausweichen und die Diamanten finden.

Ein Unterfangen, das nebenbei gesagt, schlicht unmöglich ist. Es tun sich teilweise wirklich riesige Level in den einzelnen Zeitzonen auf, so dass man über eine Vielzahl von Bildschirmen hinweg unterwegs ist, die entweder von Gegnern oder doch zumindest Gegenständen durchsetzt sind, die bei Berührung sofort tödlich wirken. Dazu kommen noch Steine, die bei der Berührung von Rolands Füßen anfangen zu verschwinden. Andere sorgen dafür, dass Roland sich in eine Richtung bewegt und nicht zurück gesteuert werden kann.

Die Steuerungsmöglichkeiten des Spielers beschränken sich generell auf links und rechts, mit einem Druck auf den Feuerknopf kann man die Figur zum springen bringen. Der Satz ist dabei immer genau gleich weit, man muss also schon mal aufpassen, nirgendwo anzuecken.

Auf „Njorl’s“ Drachenboot befinden sich vier Diamanten. (Bild: Amsoft/Gem Software)
Auf „Njorl’s“ Drachenboot befinden sich vier Diamanten. (Bild: Amsoft/Gem Software)

Die Level sind wie erwähnt recht groß und farbenfroh gestaltet, meistens gut an die jeweilige Zeitzone angepasst. An die Grafik darf man dabei natürlich keine großen Ansprüche stellen. Die Figuren und Level sind in Mode 0 gestaltet (kleiner technischer Exkurs: Mode 0 ist der „farbenfroheste“ Grafikmodus des CPC, allerdings mit erbärmlich kleiner Auflösung) und nutzen die Möglichkeiten gut aus. Der Sound beschränkt sich auf Hüpfgeräusche und als Melodie „Mein Vater war ein Wandersmann“, das nach einer Weile deutlich anfängt zu nerven. Aber wozu kann man die Lautstärke regeln.

ROLAND UND „DOCTOR WHO“

Das Computerspiel Roland in Time verwendet die gleiche Titelmusik (von Ron Grainer) wie die englische BBC-Serie „Doctor Who“. Das Spiel kann als ein Tribut an die TV-Serie gesehen werden.

Roland In Time genießt bei vielen Fans wie mir Kultstatus, andere finden es einfach nur lahm, langsam und einfallslos. Zumindest den letzten Punkt kann ich nicht nachvollziehen, denn zu dieser Zeit waren so große Level noch nicht an der Tagesordnung.

Gem Software ist hier sicherlich kein technisches Kleinod gelungen, aber trotzdem ein Spiel, das ich wie wenige mit den Anfängen meiner persönlichen Computergeschichte verbinde. Vielleicht litt das Spiel auch unter der Verwendung der Roland-Figur, die durch Spiele wie Roland In The Caves oder Roland Goes Digging einen äußerst miesen Leumund gewonnen hat.

Was mich wirklich stört ist die Tatsache, dass man – obwohl mit zehn Leben ausgestattet – keine reelle Chance hat, jemals alle Diamanten einzusammeln. Einige sind an Stellen in die Landschaft eingebaut, bei denen klar ist, dass man wenigstens ein Leben verliert bei dem Versuch, ihn zu bekommen. Dazu kommen die Schwierigkeiten, die sich aus dem Leveldesign als solches ergeben. Man fängt in einem Raum immer dort an, wo man ihn zuletzt betreten hat. Das kann schon mal dazu führen, dass man 5 Leben und mehr aufbraucht um von einer Stelle zu gelangen, an der man immer und immer wieder scheitert. Dazu ist die Kollisionsabfrage nicht immer das Gelbe vom Ei. Mal verliert man ein Leben ohne Feindberührung und mal bleiben sogar Pixel des Gegners „auf der Strecke“, man selbst kommt aber mit heiler Haut davon.

Roland im Level des alten Eichenbaumes: „Ye Olde Oake Tree.“ (Bild: Amsoft/Gem Software)
Roland im Level des alten Eichenbaumes: „Ye Olde Oake Tree.“ (Bild: Amsoft/Gem Software)

Das alles klingt technisch nicht sonderlich ausgereift und das war es wohl auch nicht. Aber für die damalige Zeit (das Spiel wurde bereits 1985 zum ersten Mal veröffentlicht) war es mit das Beste, was man bekommen konnte für seinen neuen Computer, der noch nicht von vielen Firmen unterstützt wurde.

Auch wenn man hier noch nicht erkennen kann, wieso der CPC dem Commodore 64 beinahe den Rang abgelaufen hätte, ist Roland In Time eines von den Spielen, die ich auch heute noch hin und wieder ins Laufwerk meines CPC 464 stecke oder die ich mit einem Emulator am PC spiele.

Ich bin mir nicht sicher, ob meine Begeisterung für jemanden ohne die nostalgischen Gefühle auch erreichbar sein kann, aber falls da draußen jemand ist, der gerne Manic Miner gespielt hat und sich nicht zu schade ist, mal etwas Neues zu probieren, dem kann ich nur raten, Roland In Time auszuprobieren.

Überarbeitete Originalfassung vom 30. Januar 2004.

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Tobi

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5 Antworten zu „Roland In Time – Von Diamanten und Zeitsprüngen“

  1. Avatar von Tobi

    Hey, das kenne ich von damals!
    Ich habe das oft auf dem 6128 meines Vaters gespielt, aber offenbar total aus dem Gedächtnis gestrichen.
    Die Bilder wirken gleich vertraut, auch wenn ich sie nur in Grün kenne.
    Boah, das ist lange her…
    Dass es Roland hieß, ist mir ebenfalls entfallen. Danke für die Auffrischung, Michael 🙂

  2. Avatar von Norman Sommer

    Zur Ehre Rolands gibt es ja das RolandRadio.net. Dort hört man den ganzen Tag nur Amstrad CPC tunes

    Tobi
    1. Avatar von Tobi

      Sehr cool!
      Danke für die Mühe und den Stream, durch das „Gebimmel“ (im positiven Sinn 😉) werden gerade verschollene Erinnerungen wachgerüttelt.

  3. Avatar von @M_Behr_Autor

    Hallo Christian,

    „Manic Miner“ und „Roland in Time“ waren auch zwei meiner absoluten Lieblingsspiele. Bei „Manic Miner“ habe ich es einmal bis ins letzte Level geschafft, da war dann aber Ende. Wie gesagt: einmal und nie wieder ;-).

    Aber dass es nicht so viele gute Spiele gab, darüber kann man geteilter Ansicht sein. Ich denke, dass so gut wie jedes Computersystem der 80er seine Vorteile und Nachteile hatte und dass es auf jedem System bemerkenswerte Spiele gab. Wobei da bei mir bezüglich des CPC auch ein gerüttelt Maß an Nostalgie dabei ist, wie ich zugeben muss!

  4. Avatar von Christian

    Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie mich die Spiele „Manic Miner“ und „Roland In Time“ nächtelang wachgehalten haben. Auch in den Nächten vor der Schule (durfte nur keiner mitbekommen) 🙂

    Leider gab es ja für den CPC464 nicht so viele (gute) Spiele, einige hatten auch Programmierfehler und ließen sich nicht bis zum Ende durchspielen.