Gimme Shelter – mein Schutzraum in Spielen

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Oder wenn man vor der Realität in Deckung geht

Nein nein, hier geht es mir nicht um den Stones Song. Aber um Spiele. Eher, wenn auch nicht zwingend, um große Spiele. Und da geht’s schon los. Denn wenn die Welt mir offen steht, bin ich meistens ziemlich verloren.

Ich meide große Spiele, schaffe ich sie zeitbedingt doch sowieso fast nie. Arbeit, Familie, irgendwas ist ja immer. Manchmal stolpere ich aber in eins hinein, mag es und spiele es eine Weile am Stück, oder hin und wieder, wenn es zeitlich oder zu meiner Laune passt. Ob ich es jemals beende, das ist eine andere Geschichte, auf die ich mich jetzt gar nicht fokussieren möchte.

Habe ich dann Platz im Spiel und viele Möglichkeiten, macht sich neben dem Erkundungsdrang auch schnell Unbehagen breit: Wo soll ich hin? Und was mache ich, wenn ich angekommen bin?

Xbox Screenshot aus dem Spiel The Hunter: Call of the Wild. Er zeigt den Blick von einem Berg aus über ein, mit Nadelbäumen bewachsenes, Tal. Es ist früher Tag, die Sonne steht noch nicht sehr hoch und der Nebel im Tal ist noch nicht ganz verzogen.
Hübsch, aber wohin jetzt? (Call of the Wild)

Ich suche in diesen Spielen Orte, die mir ein digitales Zuhause sein können, trügerische Sicherheit und Beständigkeit geben. Wenn auch nur für einen Moment. Sie sind da, wenn ich Deckung benötige, den Spielstand speichern möchte, oder wenn ich mich regenerieren muss. Und sie sind spätere Anlaufstellen, wenn mir vielleicht die Vorräte ausgehen, oder ich einfach mal verschnaufen will.

Dort läuft dann alles entspannter. Entweder sind die Türen zu, niemand sieht mich, oder effektive Unannehmlichkeiten helfen mir dabei, den nötigen Abstand zu Gegnern zu bewahren. Beispielsweise an einem Lagerfeuer, komfortabel vom Sofa aus, mal ohne Mücken, ohne Zecken, ohne beißenden Rauch im Auge.

Durchatmen.

Ein Xbox Screenshot aus dem Spiel Generation Zero, der ein brennendes Lagerfeuer, einfache Baustammbänke und einen Notunterschlupf auf einer Lichtung im Nadelwald zeigt.
Die Idylle trügt hier (Generation Zero)

Zuhause. Was ist das eigentlich?

Home is where the heart is, sagt man ja so schön. Ich mag diesen Spruch nicht besonders. Auch wenn ich weiss, was gemeint ist, kann ich wenig damit anfangen. Um ehrlich zu sein, löst er nur Sehnsucht in mir aus – und das tut weh.

Nach annähernd einem halben Jahrhundert habe ich noch immer keinen Platz im Leben gefunden und drifte innerlich herum. Familie, Job, Haus, tralala. Ja, alles toll. Irgendwie. Ich liebe meine Familie über alles. Und dennoch ist da diese unschöne, zerrissenen Seite in mir. Schließe ich die Augen, bin ich ganz woanders. Immer unterwegs, selten hier. Zu Hause fühle ich mich in diesem Ding, was man Leben nennt, oft nicht und mache meine Ra(s)tlosigkeit dafür mitverantwortlich.

Hintergründe

Als Kind bin ich oft umgezogen. Das hat sich eingebrannt. Zu lange an einem Ort? Oha, da stimmt was nicht.
Es fühlt sich falsch an, sesshaft zu sein. Innerlich irre ich herum und suche scheinbar nach dem nächsten Unterschlupf, denn bleiben werde ich hier wohl wieder mal nicht lange. Der Begriff „angekommen sein“ erscheint mir ebenso schleierhaft. Ich kenne das nicht, denn gedanklich bin ich ja immer „on the run“. Oder mit einem Ort verwurzelt zu sein, mmh. Vielleicht hab ich bisher auch einfach nicht den richtigen gefunden.

Natürlich möchte ich in ein schönes Zuhause kommen nach Feierabend. Natürlich möchte ich dort liebe und vertraute Menschen begrüßen. Aber so richtig passt das alles nicht, denn nach wie vor bin ich auch gerne alleine und mache einen Schlenker zu meinem Debütbeitrag hier auf Videospielgeschichten. Zu spät habe ich meine Vergangenheit und meinen dauerwährenden Gemütszustand durchleuchtet. Dass wir gerade dabei sind, unsere Familie aufzulösen, schmerzt und bricht mir das Herz.

Aber es geht, keine Sorge. Wir haben Unterstützung. Es ist gerade viel, aber es geht. Es geht immer, irgendwie.
Denn wir alle wissen: Es kann ja nicht immer regnen.

Wird schon werden

Also auf zu neuen Ufern, denn um eine neue – bald weitaus kleinere – Bleibe, komme ich nicht umhin. Und weniger ist manchmal mehr. Auch, wenn mein Klassenlehrer es einst unter einem meiner Aufsätze anders sah.

Die Bleibe im Spiel muss nicht prunkvoll oder groß sein. Bitte nicht. Mir reicht das einfachste, kleinste Versteck, um dieses Gefühl in mir auszulösen, gut aufgehoben zu sein. Und da scheint es wieder Parallelen zu meinen Vorlieben im realen Leben zu geben, denn ich bin absolut nicht anspruchsvoll und oft auch sehr rustikal im Herzen. Modern, Komfort, Roomservice? Geh bitte weg.

Diesmal kein Screenshot, sondern ein Urlaubsfoto aus Norwegen. Es zeigt einen Metalleimer im Vordergrund, befüllt mir Wasser aus dem kleinen Bach dahinter, der eher einem Rinnsal gleicht. Im Hintergrund ist der karg mit Sträuchern bewachsene Norwegenboden und in begehbarer Entfernung ein zum Teil schneebedeckter Berg zu sehen.
Die Fußbodenheizung war hier übrigens schon länger defekt

Da war beispielsweise dieser Norwegenurlaub, der schon ein paar Jahre zurück liegt, bei dem das einzige fließende Wasser der kleine Bach in der Nähe war. Dann wird halt abgekocht und sich kalt gewaschen. Das war einer der schönsten Ausbrüche aus dem, was man vermutlich „normal“ nennt, an den ich mich erinnern kann.
Und auch letzten Herbst sollte es zum Zelten und Wandern bei nachts schon knackigen Temperaturen in den Harz gehen. Frost und Zelten sind kein Widerspruch, da kennen wir uns aus.
Krankheitsbedingt konnten wir die Tour dann aber leider nicht antreten. Und jetzt ist alles anders, mmpf.

Aber zurück zu den Spielen

Ich habe ein paar Beispiele von Unterkünften in Spielen gesammelt, die ich aktuell spiele oder schon etwas länger her gespielt habe. Vielleicht fallen euch ja auch noch welche ein?

Generation Zero und die Unterschlupfe, die über die komplette Karte des fiktiven Teils von Schweden verteilt sind. Es tat immer wieder gut, einen neu zu entdecken, zu verschnaufen und kurz die Beine baumeln zu lassen. Nervige Hydraulikarmee, wie konnte es nur so weit kommen? Sei es in einer der Kirchen, in einem der verlassenen Bunker, der Leuchttürme, oder einfach nur im Keller dieses Mehrfamilienhauses. Meine Safe Zone. Mit den Zelten, die die gleiche Funktion im Spiel haben, war ich auch mehr als zufrieden. Wenn sie auch nicht so viel Schutz boten, trumpften sie immerhin mit Campingatmosphäre.

Ein Xbox Screenshot aus dem Spiel Generation Zero. Zu sehen ist ein in den Berg eingelassener Bunkereingang im Sonnenaufgang, der die Szene in ein warmes Licht taucht.
Einer der versteckten Bunker in Generation Zero

In Eastshade bekommt das Dach über dem Kopf schnell eine eindrückliche Aufgabe: Hat man noch keinen wärmenden Mantel oder gar ein Zelt bei sich, wird man draußen des Nachts nicht weit kommen. Von Eastshade’s tierischen Bewohnern aufgelesen, wacht man nach so einem „coolen“ Ausflug glücklicherweise in einem warmen Bett auf. Was für ein wundervolles, warmes Spiel übrigens – trotz zahlreicher Bugs.

Ein Xbox Screenshot aus dem Spiel Eastshade. Ein Zelt, das man später bei sich trägt, steht zwischen grünen Büschen über einer Steilküste. Rechts im Bild erheben sich schroffe Felsen und man blickt geradewegs auf dem dunkler werdenden Himmel und die Sonne, die bald, wie jeden Mittag, hinter dem riesigen Mond dieser Welt verschwindet.
Ein typischer Logenplatz für die alltägliche Sonnenfinsternis in Eastshade

Terminator Resistance. Ein überraschend atmosphärischer Titel und gefühlt die beste Terminator-Versoftung überhaupt. Keine wirklich offene Welt, aber taten mir hier die Pausen zwischen den Einsätzen gegen Skynets emotionslose Blecharmee in diesem oder jenem Keller immer wieder gut. Auch, wenn hier ein ganz anderer Wind wehte, als beim oftmals eher outdoorlastigen Generation Zero, sich alles dreckiger, elendiger und trostloser zeigte, war ich froh über diese Pausen und den ein oder anderen Plausch, zusammen mit dem Soundtrack die atmosphärische Stärke des Titels. Oder die kurzen, ruhigen Momente inmitten der Stadtruinen, während einer Mission. Ich war immer glücklich über einen Unterschlupf. Hier um die Ecke, dort unter dem Schrottauto durch, „Ah, ein alter Computer, speichern!“ Hier findet mich auch erstmal keiner.

Ein Xbox Screenshot aus dem Spiel Terminator Resistance. Es ist dunkel und schmuddelig, ein paar menschliche Soldaten stehen umher. Eine davon ist die story-relevante Kämpferin Jennifer, sie steht mittig.
Die Leute ohne Blech drunter sind tatsächlich netter, als sie aussehen (Terminator Resistance)

Submerged Hidden Depths. In diesem, weitgehend total ruhigen „Relaxploration“ Spiel gibt es diese Kuppel mit den warmen, freundlichen Farben, in die man ständig zurückkehrt. Ein schöner Ort der Geborgenheit für die Geschwister Miku und Taku, in den sie sich mit gefundenen Dingen gut eingelebt haben. Ich hatte mich dort ebenfalls sehr wohl gefühlt. Das Sequel verfolgt hier ein sehr ähnliches Konzept wie der von mir sehr geliebte Vorgänger, in dem eine alte Kirche als Unterschlupf dient und von der aus man sich in das Abenteuer rund um die überflutete Stadt stürzt.

Ein Xbox Screenshot vom Spiel Submerged: Hidden Depths. Die weibliche Spielfigur Miku steht unter einer sehr baufälligen Kuppel. Die Szene ist sehr bunt, voller Blumen, grüner Ranken und klarem Wasser. Hier schwimmt auch das Boot, mit dem sie und ihr Bruder Taku rausfahren.
Das bunte Zentrum der farbenfrohen Hidden Depths Welt

Dying.. *hust* sterbendes Licht. Ähnlich wie bei Eastshade ist hier der Unterschlupf nachts überlebenswichtig, auch, wenn die Prioritäten hier gaaanz anders gesteckt sind.

Möchte man der in der Dunkelheit plötzlich viel gefährlicheren Zombiehorde (anfangs) nicht als Snack dienen, sucht man rechtzeitig vor Nachteinbruch lieber eins der Verstecke auf, wo auf Wunsch auch die Nacht verbracht (und übersprungen) werden kann. Die Unterschlupfe (Safe Zones) sind ein echter Segen im Spiel, denn hier schafft es keins der zahlreichen und teils sehr anhänglichen Ex-Lebenden hinein.

Ein Xbox Screenshot aus dem indizierten Spiel Dying Light, der eine der gefundenen, sicheren Zone zeigt. Es handelt sich um eine 1-Zimmer Wohnung mit kleiner, einseitig mit Gittern abgeriegelten, überdachten Dachterrasse.
Nicht sehr hübsch, aber allemal zweckmäßig

In Mirror’s Edge Catalyst, dem zweiten Teil (und tatsächlich ist es ja der Vorgänger) des innovativen Parcourklassikers, laufen, rutschen, springen und hangeln wir uns durch die glitzernde und schillernde Hochglanzstadt Glass. Ein wenig Ruhe vor den Sicherheitskräften, die hier und dort herumlungern und so gar nicht mögen, was wir auf den Dächern tun, versprechen die über die Stadt verteilten, kleinen Wohnungen, in denen sich die Runner treffen, dort leben und den Widerstand gegen das System aufrecht halten.

Ein Xbox Screenshot aus dem Spiel Mirror's Edge Catalyst. Zu sehen ist eine sehr stilisierte Wohnung in Luftiger Höhe mit Sitzgelegenheiten, Decken, Tischen und offenem Eingang. Die Fenster sind mit horizontalen Lamellen bestückt und geben nur schwer den Blick auf die Stadt preis.
Typisch stilisiert und durchgestylt nach Mirror’s Edge Art

The Hunter – Call of the Wild, aus dem hier zwei der Screenshots stammen, hatte ich mal aus Neugier und aufgrund der hübschen Grafik gekauft. Die großen Areale laden zum Erkunden ein. Auch hier gibt es beispielsweise Jagdhütten zu entdecken, in denen man sich ausrüsten und übernachten kann. Allerdings verfehle ich total denn Sinn eines Jagdspiels, denn ich bin viel zu tierlieb, als dass ich dort wild um mich schießen würde. Der Screenshot zeigt eine verlassene Hütte, in der es lediglich etwas zu entdecken gibt.

Ein Xbox Screenshot aus dem Jagdspiel The Hunter: Call of the Wild. Es zeigt eine verlassene Bretterhütte auf einem bewachsenen Hügel, umringt von Tannenbäumen.
Ein Jagdspiel kann auch sehr idyllisch sein (Call of the Wild)

Skyrim, fällt mir da noch ein, na klar. Hier gibt es sogar ganze Häuser, die man sein Eigen nennen kann. Ich muss aber gestehen, dass mich dieses Abenteuer – trotz schon grafisch aufgepäppelter Special Edition – entgegen so vielen anderen Tests und Meinungen kaum in seinen Bann zog und ich schon recht früh abgebrochen habe. Ich vermute, es lag auch an der Aussichtslosigkeit, das Ding jemals zu beenden, aber Fantasy ist eh nicht so mein Ding.

Ähnlich hier: Drehe ich die Uhr noch einige Jahre weiter zurück, denke ich an Morrowind. Hier hatte ich, gleich im ersten Ort, Seyda Neen, eine einfache Bretterhütte mit allem, was nicht in mein Inventar passte, „dekoriert“ (eventuell auch vollgemüllt) und kam später gerne dorthin zurück, um mich an meinem „Schatz“ zu erlaben und zu bedienen. So richtig „richtig“ gespielt habe ich es aber nie und eher Blödsinn gemacht.

Genau wie in Grand Theft Auto mit seinen Wohnungen. Schöne Idee. Nach Hause kommen, schlafen (speichern), umziehen, weiter geht’s. Gut gemacht, aber mein Morrowind Phänomen trat auch hier auf und ich habe kaum einen GTA Teil jemals richtig gespielt.

Meine Zufluchtsorte

Noch ein Xbox Screenshot aus Generation Zero. Gezeigt wird eine Insel in einem kleinen See, auf der, wie auch am Ufer drumherum, hohe Nadelbäume stehen. Die Insel ist nur über eine schmale Sandbank zu erreichen. Auf der Insel steht - selbst auf diesem Screenshot nicht zu sehen - versteckt ein Zelt mit Werkbank und Vorratskiste.
Auch hier ist ein Versteck versteckt (Generation Zero)

Ich gehe sogar so weit, dass ich lieber in solchen Verstecken oder Ruhezonen, wie dieser Insel speichere (da ist tatsächlich ein Zelt drauf versteckt), um später stressfrei von meinem sicheren Lager aus wieder zu starten. Dafür nehme ich manchmal sogar schräge Umwege in Kauf.

Diese Abläufe helfen mir, etwas zur Ruhe kommen, weil sie mir Sicherheit verschaffen, ich dadurch im Spiel zur Ruhe komme und durchatmen kann. Wahrscheinlich sehne ich mich auch so im Spiel danach, weil mein richtiges Leben ein einziges Chaos ist.

Wie ist das bei euch? Übertreibe ich oder könnt ihr euch vielleicht sogar ein wenig mit meinen Vorlieben identifizieren?

NadineMichaelWolfgangAlexander StrellenAndré Eymann

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16 Antworten zu „Gimme Shelter – mein Schutzraum in Spielen“

  1. Avatar von Pit
    Pit

    Dying Light 2 – die Saferzone in Old Villedor ist echt gemütlich.
    Genau wie die schöne Gruft von Sir Daniel Fortesque (PSP)
    Die Insel Port Monee (Zelda: Windwaker) lädt auch zum Verweilen ein.
    Bei den Pokémon-RPG’s sind es immer die PokémonCenter die nach langen Reisen Ruhe bringen.

    Tobi
    1. Avatar von Tobi

      Danke für deinen Kommentar und die Anregungen, Pit. Den zweiten Teil habe ich noch nicht gespielt, aber vielleicht klappt das mal. Was ich bisher davon gesehen habe, reizt mich besonders das viele Grün, mit dem die Häuser bewachsen sind und damit den „lang ist’s her“ Effekt verstärken.

  2. Avatar von Dennis Gerecke

    Ich finde es wirklich schön, dass du die Schutzräume aus Videospielen ein eigenes Thema gewidmet hast. Dein Text liest sich sehr erholsam. Und das ist genau die Aufgabe von Schutzräumen in Videospielen. Sie werden meistens nicht genug wertgeschätzt, wie ich finde. Dabei ist es überaus wichtig, in Spielen mit ihren feindseligen Spielwelten einen gut implementierten Rückzugsort zu haben. Und das nicht nur in Resident Evil oder Dark Souls. Ich finde es immer ziemlich unkreativ und platt, wenn mich ein Spiel nur mit wahllosen Checkpoints vollspammt – vor allem, wenn sie sich mitten im Gefecht festsetzen. Dadurch geht nicht nur die Spannung verloren, sondern auch die nötige Ruhe.

    Tobi
    1. Avatar von Tobi

      Danke für deinen lieben Kommentar, Dennis, mit dem du mir sehr aus der Seele sprichst <3 Ja, diese kleinen "Inseln" in Spielen machen wirklich den Unterschied, der Spiele für mich sehr wertvoll macht.

      Dennis Gerecke
  3. Avatar von André Eymann

    Nein Tobi, Du übertreibst gar nicht! Wie gut ich Deinen Beitrag nachvollziehen kann…

    Für mich haben sich Videospiele sei dem Beginn meiner Karriere in den 80ern immer mehr zu Safe spaces entwickelt. Heutzutage geniessen ich mehr denn je, die Ruhe, Stille und den Moment „jenseits der Spielmechanik“ in fast allen Titeln. Das hat natürlich auch Auswirkungen auf meine Spielwahl. Ich schaue mir schon sehr genau an, ob oder wann ich ein Spiel spielen würde.

    Dein Text ist für mich gleich auf zwei Arten wertvoll. Zu einem teile ich Deine Gedanken und Gefühle. Mir geht es ähnlich und auch ich „setzte mich manchmal im einen Spiel nur ans Wasser“ oder „lausche dem Wind auf einem Berg“. Zu anderen gibst Du tolle Tipps für neue Spiele, die ich mir anschauen möchte. Durch Zufall habe ich gestern gesehen, dass Generation Zero gerade im PSN bei den monatlichen Spielen ist. Da werde ich wohl gleich mal die PS4 anwerfen 😉

    Dein Satz:

    Ich gehe sogar so weit, dass ich lieber in solchen Verstecken oder Ruhezonen, wie dieser Insel speichere (da ist tatsächlich ein Zelt drauf versteckt), um später stressfrei von meinem sicheren Lager aus wieder zu starten. Dafür nehme ich manchmal sogar schräge Umwege in Kauf.

    fasst es perfekt zusammen.

    Nein Tobi, Du bist nicht allein <3

    Danke für Deine feinen Beobachtungen, Deine Offenheit und den anregenden Text.

    MichaelTobi
    1. Avatar von Tobi

      Aww, lieben Dank für deine zustimmenden und aufmunternden Worte, André. Da kommt bei mir die Frage auf: Kann man ein Spiel überhaupt anders spielen, als an schönen oder entspannten Orten innezuhalten und alles andere drum herum einfach kurz mal Spiel sein lassen? Ich finde das jedenfalls schwierig bis unmöglich, denn es packt mich immer wieder.
      Generation Zero habe ich jetzt eine Weile – hauptsächlich aus Speicherplatzgründen – nicht gespielt, ich mochte aber die Idee und Atmosphäre sehr und auch das digitale Schweden hat wirklich schöne Ecken. Ich finde, es fällt zunächst auch gar nicht so auf, dass das eigentlich ein Online Shooter ist, wenn man das alleine spielt und erstmal versucht, Gefahren aus dem Weg zu gehen.
      Es freut mich sehr, wenn eine Spielidee mit dabei war, die du näher betrachten möchtest. Mission erfüllt 😀 Da fällt mir gerade auch noch Firewatch ein, wo ich an dich denke. Denn so richtig gut, entspannt und aufgehoben habe ich mich bei der dort herrschenden Spannung nur in den Wachtürmen gefühlt. Lieben Dank für deinen Kommentar und die Veröffentlichung <3

      André Eymann
      1. Avatar von André Eymann

        Zu Generation Zero noch ein paar Worte Tobi… also, ich hab’s jetzt einige Stunden gespielt und ich muss sagen: ein Volltreffer für mich. Nicht nur, weil ich großer Schweden-Fan bin (und die Welt des Spiels ganz wunderbar das echte Schweden wiedergibt), sondern vor allen Dingen wegen der Atmosphäre und der guten Balance.

        Generation Zero hat etwas ganz eigenes. Ich kann Kämpfe auch vermeiden und in der (leichten) Stufe die ich spiele, sind die gut zu bewältigen, wenn sie stattfinden müssen. Außerdem liebe ich das Erforschen. Ich drehe jeden Stein um und folge der Geschichte…

        DANKE für den großartigen Tipp. Du hast mein Leben damit bereichert <3

        PS: bis später in Sandhamn 😉

        MichaelTobi
        1. Avatar von Tobi

          Huiii, danke für deine lieben Worte! Sehr gerne! Genau das fand ich an Generation Zero auch so schön, ich kann es weitgehend so spielen, wie ich möchte, kann viel aus der Ferne beobachten und dem Ärger größtenteils aus dem Weg gehen. Diese Entscheidungsfreiheit ist schon ein großer Bonus.

  4. Avatar von Michael

    Lieber Tobi! Vielen Dank für deinen Beitrag! Ich sehe mir am Ende eines Jahres immer den Film „Die Zeitmaschine“ an. Das Original aus den 60ern mit Rod Taylor. Das ist meine „Schutzhütte“, mein Versteck, wenn man so sagen möchte. Der Gedanke, in eine andere Zeit fliehen zu können und dort ein Leben nach den eigenen Vorstellungen führen zu können, fasziniert mich dabei und gibt mir das Gefühl, dass alles gut wird. Auch wenn’s manchmal gerade nicht so ist.

    Alexander StrellenTobiAndré Eymann
    1. Avatar von Tobi

      Danke für deinen Kommentar, lieber Michael. Die Zeitmaschine! Was für ein toller Film und er ist tatsächlich auch einer meiner Lieblingsfilme (die klassische Version). Weil ich mir das Flair und die Atmosphäre des Films bewahren wollte, habe ich bewusst darauf verzichtet, die neue Version gucken, kenne diese also nicht. Interessant und schön, dass du einen und diesen besonderen Film als Rückzugsort nutzen kannst. Ich verstehe dich da total gut, wenn ich an den Film denke. Ich glaube, ich muss ihn in der kalten Jahreszeit unbedingt noch einmal ansehen. Lieben Dank für deinen Kommentar und die Inspiration, dir alles Gute!

      André EymannMichael
  5. Avatar von Thilo Nemitz

    Hey Tobi, danke für diesen tollen Artikel! Tolles Thema, das mich auch auf einige neue Spiele gebracht hat.

    Und nein, du bist nicht alleine. Weder mit deiner Vorliebe für „cozy places zum Durchschnaufen“, noch mit dem Erleben einer Welt, die einen immer wieder neu fordert (gelinde ausgedrückt) und zwingt hin und wieder zur Ruhe zu kommen.

    Bei mir ist das Bedürfnis nach diesen gemütlichen Rückzugsorten ebenfalls immer schon sehr stark ausgeprägt. Ich liebe es auch, wenn äußere Faktoren solche Gefühle verstärken. Regen, Sturm etc. machen geschützte Orte gleich so viel gemütlicher und atmosphärischer. Neulich waren wir in Urlaub und haben in Frankreich auf dem Mont Saint Michel übernachtet. Bei Regen. In einem Miniräumchen unter dem Dach. Hatte ein kleines Handy Video dazu gemacht: https://www.youtube.com/watch?v=UG-182608hY

    Games bekommen bei mir immer Pluspunkte, wenn Basisbau eine Rolle spielt oder man zumindest etwas in der Art finden kann. Bei einem Baldurs Gate-Teil konnte man eine Burg bekommen. Das Apartment in Fallout 3 habe ich auch sehr gemocht. Und natürlich auch jede einzelne Behausung, die ich mir in Minecraft gegen die Zombis gebaut und peu a peu erweitert habe.

    Ich wünsche dir alles Gute und Kraft für jeden „Kontrast“, den dir das Leben „da draußen“ zu deinem „inneren Safe Space“ aus der Trickkiste holt. LG!

    MichaelAndré EymannTobi
    1. Avatar von Tobi

      Nawww, lieben Dank für dein Lob und deinen Kommentar, Thilo! Du machst mir mit deinen Worten gerade etwas Mut und bringst mit deinem Text fantastisch zum Ausdruck, was ich selbst so gern erlebe. Ein warmes, schnuckeliges Plätzchen, wenn es draußen stürmt und ungemütlich ist, jedes Mal ein Traum. Dein Video ist wunderbar, vielen Dank! Dass du hier ausgerechnet eine meiner Kindheitserinnerung verlinkst, da kommen mir beinahe die Tränen. Aus Freude und Dankbarkeit darüber darüber, dass ich Mont Saint Michel etwa Mitte der 80er trotz aller widriger Umstände zusammen mit meinen Eltern und Geschwistern erleben durfte. Aus heutiger Sicht muss es ein immens finanzieller Kraftakt für sie gewesen sein, den ich damals noch nicht verstanden habe. Diese Ecke Frankreichs, wo Normandie und Bretagne sich die Hände reichen, ist sowieso ein magisches Areal und wir waren damals glücklicherweise noch ein zweites Mal dort. Wunderschön, auch wenn dieser zweite Besuch dann eher einem kurzen Weglaufen aus dem Chaos glich, das hatte ich da schon verstanden. Vielen Dank für die Titel, die du vorgestellt hast und deine lieben Wünsche.

      André Eymann
  6. Avatar von Alexander Strellen

    Du bist mit deiner Vorliebe nicht allein, Tobi.
    Bei jedem Spiel, das mir viel Zeit abverlangt und mir dafür viel Abenteuer liefert, suche ich mir irgendwann auch so eine Art Schutzraum. Je nach Grösse der Spielwelt können das auch mehrere Räume sein. Ich brauche einen konstanten Platz im Spiel wo ich in Ruhe Eindrücke verarbeiten kann. Einen Ort wo ich in Ruhe Questlogs und gefundenen Bücher auswerten kann. Wo ich ohne Störung mein Inventar anaylsieren kann und die nächsten Schritte planen kann. Dann wird gespeichert und beim nächsten Spielstart geht es von hier aus wieder weiter (ohne Stress, genau wie bei dir).

    P.S. Für die nächsten Wochen oder Monate wünsche ich dir viel Kraft!

    MichaelAndré EymannTobi
    1. Avatar von Tobi

      Danke Alexander, für deinen Kommentar und die lieben Wünsche. Du bringst noch einen guten Punkt ein, denn auf jeden Fall lässt es sich in einem geschützten Umfeld viel besser planen oder untersuchen als z.B. auf offenem Feld. Da hab ich beim Verfassen des Textes gar nicht so recht dran gedacht, obwohl solche ruhigen Situationen dafür immens wichtig sind, danke! Beruhigend zu sehen, dass außer mir noch andere nach dem Laden des Spielstands lieber erstmal langsam auf Betriebstemperatur kommen wollen, statt sich ins Getümmel zu stürzen, danke dir.

      André Eymann
  7. Avatar von Daniel Heithorn
    Daniel Heithorn

    Schön geschriebener Artikel.
    Überraschend, dass 1-2 Spiele fehlen, die in dieses Genre perfekt passen, aber wenn es sich anbietet, empfehle ich This war of Mine & Floodlands
    This war of Mine ist quasi Referenz Titel für Überlebenstitel.

    Und Floodlands ist ein RTS Spiel bei dem es um die Klimakatastrophe geht und man sich auf einem kleinen trockenen Stück Erde ein neues Zuhause aufbauen muss, aus gefundenen Treibgut und anderem sich weiterentwickelt und Nahrung erzeugt und schwerwiegende Entscheidungen treffen muss

    André EymannTobi
    1. Avatar von Tobi

      Danke für dein Lob, deinen Kommentar und deine Vorschläge, Daniel. Dass unter anderem diese zwei Spiele fehlen, hat den banalen Grund, dass Strategie absolut nicht mein Genre ist. Auch zu viel „Drumherum“ und Komplexität macht es mir nicht unbedingt einfacher, so mache ich eher einen Bogen um mir zu kompliziert erscheinende Titel. Mir persönlich fehlt in solchen Spielen auch die Immersion, da macht eine Ego- oder zumindest 3rd Person Sicht für mich schon sehr viel aus. Es geht mir auch gar nicht unbedingt um Survival, denn auch ein Jagdspiel, wo mir höchstens mal ein Bär zu nahe kommt (der dort mit einem Schuss in die Luft verscheucht werden kann), bietet mir hier die für mich passende Atmosphäre zwischen Flucht und Geborgenheit. Viel basteln, craften, looten und ähnliches verschreckt mich meist nur. Danke für deinen Kommentar!

      André Eymann