Der Zauber des Fotomodus in Videospielen: Die Kunst der virtuellen Fotografie

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Bevor wir zum Kern meines Beitrags, der In-Game bzw. virtuellen Fotografie kommen und uns verschiedenen Foto-Beispielen widmen, leite ich das Thema etwas hochstilisierter ein, um der pseudo-künstlerischen Überschrift auch entsprechend gerecht zu werden.

Im Grunde sind Videospiele weit mehr als nur bunte Pixel oder Polygone auf einem Bildschirm. Sie sind ein Kulturgut und Ausdruck einer vielseitigen Kunst. Videospiele können Emotionen in uns auslösen, gelegentlich auch unsere Vorstellungskraft anregen. Für viele von uns sind sie eine Zuflucht, ein Ort, an dem wir unseren Alltag und unsere Probleme für kurze Zeit vergessen können.

Ebenso sind Videospiele eine Quelle der Inspiration. Das Medium lehrt uns sogar Probleme zu lösen, auch unsere kognitiven Fähigkeiten können durch Spiele verbessert werden. Spiele erzählen Geschichten, die uns tief bewegen können. Ähnlich wie Filme können sie uns historische Ereignisse auf audiovisuelle Weise näherbringen. Sie können uns mit Kunst und Musik verbinden und uns dazu inspirieren, unsere eigenen kreativen Talente zu entdecken und auszuleben.

… Moment! Kreativität entdecken und ausleben? Das sind genau meine Stichworte! Denn dafür bieten uns die meisten Blockbuster-Titel, sowie auch mittlerweile einige Indie-Spiele, schon seit vielen Jahren ein hervorragendes Werkzeug – den Fotomodus.

Aufmacherbild: Erstellt mit dem spielinternen Fotomodus von Sifu, liegt hier der Fokus vor allem auf Wasserspiegelung des Neon-Schriftzugs. (Bild: Steph)

Ist das Kunst oder kann das…

Seit Jahren ein etablierter Bestandteil vieler Spiele, ist der Fotomodus hier nicht nur eine einfache Funktion um Screenshots zu machen, er ist viel mehr ein Werkzeug für künstlerisches Schaffen. Durch die Vielzahl an Optionen, die der Fotomodus bietet, können wir unsere Fotos individuell gestalten und unseren persönlichen Stil zum Ausdruck bringen.

Von der Wahl des Kamerawinkels über die Anpassung der Belichtung bis hin zur Nutzung von Filtern und Effekten, der Fotomodus ermöglicht es uns visuelle Geschichten zu erzählen. Es ist, als ob wir selbst zum „Creative-Director“ werden und die Welt nach unseren eigenen Vorstellungen inszenieren.

Das mag jetzt alles sehr überhöht klingen, doch tatsächlich sind durch dieses Feature neue Communitys entstanden, es gibt gezielte Foto-Wettbewerbe und auch in Teilen der Kunstszene ist das Thema eingedrungen, wie der Arte-Beitrag Mit offenen Augen – Der Fotograf ist im Game beispielsweise aufzeigt.

Die Vorzüge des Fotografierens vom Sofa aus

Natürlich lässt sich die virtuelle Fotografie dabei nur bedingt mit dem Handwerk von professionellen Fotografen vergleichen, geschweige denn gleichsetzen. Das Geschick und richtige Timing, um eine gute Momentaufnahme zu erhalten, ist virtuell eher nebensächlich, da man im Spiel die gewünschte Szene per Tastendruck anhalten kann. Auch braucht es nicht zwangsweise vertieftes Wissen, was Objektive, Belichtungszeiten oder Blendeneinstellungen angeht. Was sicherlich viele der Gründe sind, weshalb dieses Hobby in der „klassischen Fotoszene“ eher kritisch beäugt oder gar belächelt wird.

Aber genau das sind die Vorzüge der In-Game-Fotografie. Sie ist einsteigerfreundlich, verhältnismäßig günstig, sowie wetter- und zeitunabhängig – wie auch schon von Zuber Basha im Arte-Beitrag erläutert. Wollt ihr also mitten in der Nacht, die südlichen Wälder und Flussläufe der USA fotografieren, reicht es sich auf die Couch zu setzen und Red Dead Redemption 2 anzuschmeißen.

Erstellt mit dem spielinternen Fotomodus von Red Dead Redemption 2, um die Schönheit dieser Spielwelt einzufangen. (Bild: Steph)
Erstellt mit dem spielinternen Fotomodus von Red Dead Redemption 2, um die Schönheit dieser Spielwelt einzufangen. (Bild: Steph)

Dankbares PR-Mittel

Bei aller Hingabe und Leidenschaft für dieses Thema, spielt natürlich auch das Marketing eine gewichtige Rolle. Für Publisher ist das Feature und die daraus resultierenden Werke ein willkommenes PR-Mittel. Spieler:innen, die teils beeindruckende Bilder erstellen, dienen quasi als kostenlose Markenbotschafter:innen. Sie teilen ihre Screenshots freiwillig in sozialen Medien, Blogs oder Foren. Dies führt zu einer größeren Reichweite und verleiht dem Spiel zusätzliche Strahlkraft und somit kostenlose Werbung, ohne dass der Publisher dafür erneut in die Tasche greifen muss.

Eine Reise durch meine eigenen Werke

Nachdem ich nun das Thema recht allgemein behandelt habe, möchte ich euch im Rahmen meiner Fotosammlung durch eine durchaus bildlastige Tour mitnehmen.

Mein Interesse an virtueller Fotografie kam in erster Linie durch die Sony-Blockbuster auf. Auch wenn der erste Fotomodus schon bei Gran Turismo 4 auf der PlayStation 2 zu finden war, bin ich erst vollends mit Uncharted 4: A Thief’s End und Horizon Zero Dawn in die Welt der In-Game-Fotografie eingestiegen.

Schon zu Beginn war für mich wichtig, dass die Fotos nicht nachträglich bearbeitet werden, sondern einzig das Ergebnis der In-Game-Möglichkeiten widerspiegeln. Schließlich ist es eine Herausforderung, aus den vorhandenen Mitteln das bestmögliche Bild zu kreieren. In meinen Social-Media-Auftritten bezeichne ich mich völlig unironisch und selbstbewusst sogar als „Virtual Photographer“.

Erste Schritte

Den ersten Bildern meiner Tour sieht man ein wenig das Alter der Spiele an, berücksichtigt diesen Umstand bei eurem Sightseeing.

In Uncharted 4: A Thief’s End habe ich den Fokus auf die atemberaubende Umgebung gelegt und weniger auf die Action-Elemente. Ich war geradezu besessen davon, die Kulissen in ihrer ganzen Pracht einzufangen. Jeder Sonnenstrahl, jede verborgene Ruine und jedes noch so kleine Detail wurde zu meinem fotografischen Ziel erkoren. Wohingegen ich in Horizon Zero Dawn vor allem Aloy in Szene setzen wollte. Dank der Filtermöglichkeiten konnte ich hier viel mit Licht und Schatten experimentieren.

Die Welt von Ghosts of Tsushima ist bekannt für ihre Farbenpracht, auch die Einstellungsmöglichkeiten des Fotomodus haben dies perfekt aufgegriffen. So ist es möglich, hier verschiedene Farbfilter gezielt einzusetzen, um die gewünschte Stimmung zu erzeugen.

Begrenzte Mittel, aber tolle Bilder?

Nicht immer bietet die Funktion umfangreiche Einstellungsmöglichkeiten, sodass sehr konkret mit der tatsächlichen Umgebung gearbeitet werden muss und nur noch mit dem Fokus der In-Game-Kamera gespielt werden kann. Pausiert man bei eindrücklichen oder bildgewaltigen Szenen, können aber auch mit begrenzten Mitteln, faszinierende Aufnahmen entstehen.

Fotomodus für Fortgeschrittene

Extrem begeistert war ich zuletzt vom Gran Turismo 7 Scape- und Fotomodus. Je nach gewähltem Hintergrund, sind einige Bilder kaum noch von der Realität zu unterscheiden. Möglich machen das die sehr umfangreichen Kameraeinstellungen sowie die abwechslungsreiche Fotodatenbank, die eine Vielzahl an Hintergrundmotiven bereithält.

Besonders leidenschaftlich bin ich bei Fun- und Extremsport-Spielen und der Inszenierung der Tricks und Stunts. So habe ich Stunden mit dem Fotomodus in Riders Republic sowie dem Replay-Editor in Session: Skate Sim verbracht, um die perfekten Momente einzufangen.

Gewiss kitzel ich noch nicht alles aus den Perspektiven eines Spiels und den Möglichkeiten eines Fotomodus heraus. Auch gibt es in dieser Fotografiersüchtigen Community sicher hervorstechendere Werke. Ein Blick auf die No Man’s Sky Spielerschaft und deren Fotogalerien lassen einen die Kinnlade runterklappen. Dennoch ist es für mich sehr erfüllend, diese Aufnahmen zu schaffen und sie mit euch allen zu teilen. Wem es nun reizt, durch verschiedene Galerien zu klicken, dem empfehle ich auf allen üblichen Social-Media-Kanälen den Hashtag #VirtualPhotography zu folgen. Meine gesammelten Bilder und Galerien findet ihr direkt unter pixelfed.social/PixelSteph.

Seid auch ihr schon dem Fotomodus verfallen und können die Bilder überhaupt als Kunst betrachtet werden? Schreibt eure eigenen Erfahrungen mit dieser Funktion und eure Ansichten dazu gerne in die Kommentare!

ChrisWolfgangLordJohn75Roberto KrachtAlexander StrellenTobimore

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17 Antworten zu „Der Zauber des Fotomodus in Videospielen: Die Kunst der virtuellen Fotografie“

  1. Avatar von Dominic Wilhelm
    Dominic Wilhelm

    Wirklich toller Beitrag. Ich selbst mache auch bei Gelegenheit seit nun fast 10 Jahren auf meiner PS4 Bilder. Vielleicht sollte ich die auch mal teilen. 1-2 sind schon sehr schön geworden 😅

    Steph
  2. Avatar von Rob

    Sehr passendes Thema für VSG und ein gelungener Einstand!
    Da ich fast meine gesamte Gaming-Laufbahn sowohl an Konsolen als auch an PCs verbracht habe, bin ich schon recht früh mit dem Thema in Kontakt gekommen. Früher, also in den 90ern und 00er Jahren, hatte das aber wenig mit Fotografie oder gar Kunst zu tun, wenn man ehrlich ist. Man konnte zwar hier und da mit einer bestimmten Taste aufnehmen und auch Capture-Tools (etwa das legendäre FRAPS) gab es, aber das war natürlich alles noch sehr weit weg von einem modernen Fotomodus. Außerdem hat man die Screenshots höchstens mal Freunden daheim oder auf ner LAN gezeigt. Eine richtige Community gab es dafür afaik noch nicht. Mit Steam und dem dazugehörigen Overlay wurde das dann alles schon deutlich interessanter. Plötzlich konnte man in fast jedem Spiel und zu jeder Zeit einen Screenshot machen und ihn direkt mit Freunden teilen.
    Für meinen Blog und insbesondere für das Zine habe ich zwar unzählige Bilder gemacht und eine Art Gespür dafür entwickelt, welche Szenen und Kompositionen sich gut für meine Zwecke eignen, aber mit dem Foto-Modus von Spielen habe ich mich bis heute tatsächlich kaum beschäftigt. Zum einen spiele ich einfach kaum Titel, die so eine Funktion haben und zum anderen reizt es mich dann meistens doch nicht genug, wenn ich nicht gerade das Bild später für einen Artikel oder dergleichen verwenden will.

    Das bedeutet aber natürlich nicht, dass ich nicht trotzdem den künstlerischen Wert (in manchen) der Bilder erkennen und mich daran erfreuen kann. Das erste Mal, dass ich (gestellte) Screenshots wirklich als Kunstform wahrgenommen habe, war wohl um 2010 herum. Damals entdeckte ich die Arbeiten von Duncan Harris, der eine Art Foto-Blog namens Dead End Thrills betrieb. Er gilt für manche heute gar als der Vater der virtuellen Fotografie. Man könnte allerdings sagen, dass er cheatet, denn seine Werke entstehen für gewöhnlich nicht mit dem offiziellen Foto-Modus. Stattdessen hackt er den Code der Spiele und baut sich gewissermaßen seine eigenen Tools. Die Ergebnisse sind teils derart beeindruckend, dass er inzwischen sogar von diversen Publishern und Studios angeheuert wird, um Promo-Material für ihre Spiele anzufertigen. Aktuell ist auf seiner Seite leider nur noch eine sehr kleine Auswahl an Bildern zu sehen, aber über die WayBackMachine kann man noch auf das alte Archiv zugreifen und staunen:

    https://web.archive.org/web/20181102043612/http://deadendthrills.com/game-index/

    Ich hoffe, dass du noch lange an dieser besonderen Form des Spielens Freude hast und bin gespannt, mit welchem Thema du deinen nächsten Auftritt bei VSG hast.

    PS:
    Ich glaube, da hat sich ein Fehler eingeschlichen. In dem Abschnitt bzgl. des Spiels mit dem ersten Foto-Modus ist doch bestimmt von Gran Turismo 4 die Rede und nicht von Teil 2, oder? Letzteren gab es auch nur auf der PS1 und im Link steht auch GT4. Da fällt mir noch ein, dass es damals Jahre vorher bei Phantasy Star Online auf dem Dreamcast auch eine Funktion gab, um Screenshots zu machen. Über bestimmte Tastenkombinationen und Tricks konnte man die Kamera manipulieren und nicht nur ein Bild auf der Memory Card speichen, sondern es sich sogar als .jpg mailen. Gut, als Foto-Modus zählt das wohl nicht, aber für eine Konsole im Jahr 2000 bzw. 2001 schon ziemlich cool, wie ich finde 😀

    PPS:
    Sorry, mir ist gerade noch etwas eingefallen. Wie du ja auch selbst so schön schreibst, sind die heutigen Spiele mit ihren Foto-Modi teils von der Realität kaum noch zu unterscheiden. Würdest du sagen, dass es diese grafische Opulenz auch zwingend braucht, um ein schönes Foto zu machen? Ist vermutlich auch einfach eine Generationenfrage, aber ich persönlich finde teils auch Bilder wunderschön, die mit völlig veralteter Technik bzw. in uralten Spielen gemacht wurden und von Fotorealismus sehr weit weg sind. Ein cleverer Art-Style, ein guter Sinn für Komposition usw. spielen ja für die Ästhetik auch eine nicht unerhebliche Rolle. Bei der Frage ist natürlich auch der Rest der VSG-Community herzlich eingeladen 😉

    TobiAndré EymannSteph
    1. Avatar von Steph

      Danke für das Feedback und den Hinweis zu Gran Turismo, das ist in der Tat ein Fehler – eventuell war die Zwei, der PlayStation 2 hier einfach präsenter im Kopf. Wird dann noch korrigiert.

      Zum Thema Fotorealismus: Die In-Game-Fotografie wird zwar von mir mit Hilfe von aktuellen 3D-Spielen beleuchtet, persönlich weiß ich aber die Ästhetik verschiedener Stile zu schätzen. Leider gibt es aber beispielsweise noch zu wenig Indie-Spiele, die dieses Feature tatsächlich einbauen.

      Rudimentäre Fotomodi gibt’s aber mittlerweile in Dredge oder auch in Unpacking. Da gerade meine Liebe zu Pixel-Spielen sehr groß ist, habe ich zumindest für Unpacking auch schon eine kleine Sammlung aufgebaut, die natürlich eine ganz andere Wirkung hat. Bei Dredge bin ich noch in der Erprobungsphase. Beides sind eher Spiele, die vor allem mit Atmosphäre, aber nicht mit bombastischer „3D-Realismus-Grafik“ glänzen. Auch könnte ich sicher einen ganzen Beitrag mit „Bild-Beispielen“ zur Schönheit von Hyper Light Drifter füllen, allerdings hier ohne die Verwendung eines Fotomodus.

      Bei älteren Spielen fange ich die Umgebung dann auch noch klassisch mit einem Screenshot ein. So finde ich noch heute, das Flashback (Original-Version) einfach unfassbar sehenswert ist und habe mir auch da schon einige Screenshots gezogen.

      Aufgrund meines Jahrgangs, bin ich selbst eher die 16-Bit-Generation. Allerdings weiß ich gar nicht, ob das wirklich eine Generationenfrage ist, gerade weil viele Indie-Spiele auch bewusst auf den Pixel-Look setzen und dies auch bei der jüngeren Zielgruppe Anklang findet.

      TobiAndré EymannRoberto Kracht
      1. Avatar von Rob

        Also 16-Bit, moderne Pixelart-Indies usw. würde ich da sowieso ausklammern. In solchen Spielen sehen ja gewissermaßen alle Spieler*innen das gleiche Bild. Ohne den Einfluss auf die Perspektive bzw. die Position im Raum/der Spielwelt gibt es ja quasi keinen individuellen Input der Spieler*innen mehr. Ich zielte mit der Frage daher vornehmlich auf „alte“ 3D-Spiele ab, die ja heute generell oft als hässlich gelten. Gute Pixelart ist ja hingegen so oder so eher zeitlos.

        André EymannSteph
        1. Avatar von Steph

          Ich traue aber auch der Ästhetik von alten 3D-Spielen ein gewisses Revival zu, einige First-Person-Shooter bedienen sich ja auch wieder dieser Optik.

          Macht aber wahrscheinlich auch nochmal einen Unterschied, ob Grafiken vorgerendert oder Echtzeit sind. Bei den Resident-Evil-PS1-Ablegern wäre es tatsächlich spannend für mich, dort explizit auf Fototour zu gehen, aber das liegt vielleicht auch an der Liebe zu dieser Reihe und eben vielleicht, an den vorgerenderten Hintergründen.

          So oder so, ist auch das wahrscheinlich eher spielabhängig. Wie du schon schreibst, auf jeden Fall auch eine Frage der Atmosphäre und Komposition sowie eigenen Ästhetikempfinden, ob man darin noch eine gewisse Schönheit sieht.

          André Eymann
    2. Avatar von André Eymann

      Ein sehr spannender Aspekt Rob! Ich bin für VSG oft bei MobyGames und schaue dort immer wieder in die Screenshots zu Spielen unterschiedlichster Generationen. Was für eine Freude es ist, diese Grafiken zu sehen! Jede Zeit, jede Hardware hat ihre Besonderheiten und ich finde es außerordentlich wichtig, dass man die Bilder alter Technik erhält und verfügbar macht.

      Bei Deinem Absatz und Deiner Frage ist mir spontan wieder ein Foto eingefallen, über das ich seit Jahren immer wieder im Internet stolpere. Auf dem Foto ist ein Redakteur abgebildet, der mit einer analogen Kamera ein Screenshot von einem (vermutlich) Atari-Videospiel macht. Dabei befindet sich sein Kopf unter einem Tuch und das Objektiv des Fotoaparats ist mit derart mit einem selbstgebastelten Trapez mit dem Bildschirm verbunden, so dass kein Licht von der Seite eindringen kann. Das sollte sicherstellen, dass das Bildschirmfoto möglichst „orignalgetreu“ abgelichtet wurde. Später wurden diese Fotos dann in den Spielezeitschriften, beim entsprechenden Bericht, abgedruckt.

      Für mich steht dieses Foto bzw. die oben beschrieben Sitation für die Authentizität. Es geht darum das „hier und jetzt“ ideal abzubilden.

      Ich freue mich beispielsweise immer über AutorInnen bei VSG die „abfotografierte“ Screenshots vom GameCube, PS2 oder anderen älteren Konsolen in ihre Beiträge einbringen. Die Ästehtik des Originals ist dabei nicht zu überbieten.

      Natürlich benötigt man (aus meiner Sicht) keine grafische Opulenz, um ein schönes Foto zu machen. Die Schönheit liegt auch hier immer im Auge des Betrachters. Und der Art-Style des Originals, in unveränderter Form, ist ein Geschenk der Zeit. Der Ausdruck einer Ära. Im Kontext der Kunst, der Gefühle und sonstiger Aspekte. Alle das gehört zur Schönheit dazu.

      Danke für euren anregenden Dialog hier! ❤️

      Steph
  3. Avatar von Ambitionsmaedchen
    Ambitionsmaedchen

    Was für ein wunderbarer Artikel und vielen herzlichen Dank für den Hinweis auf den TV-Beitrag! Tatsächlich war oft gar nicht so recht klar, was der Fotomodus „bringen“ soll, aber Deine Perspektive leuchtet natürlich sofort ein. Jedes Game wird zu einer Plattform, aus der sich visueller „Content“ in High-Res erzeugen und u.a. auch marketingseitig hervorragend nutzen lässt.
    Ich freu mich schon auf weitere Beiträge und gerne einen Deep-Dive zum Fotomodus 🙂

    André EymannSteph
    1. Avatar von Steph

      Freut mich, dass ich den Nutzen und das Hobby ein wenig näherbringen konnte. Im Hinterkopf arbeite ich quasi schon an einem detaillierten Blick auf verschiedene Fotomodus-Typen und werde sicherlich hier noch mal einen Beitrag zu dem Thema beisteuern.

      Danke fürs Feedback :>

      André Eymann
  4. Avatar von André Eymann

    Vielen Dank für Deinen schönen Text Steph! Ehrlich gesagt, war es an der Zeit, dass sich endlich einmal jemand dieses wunderbaren Themas annimmt.

    Ich spiele Videospiele seit ca. 1983 und in meiner Erinnerung haben sich unzählige visuelle Bildaufbauten verankert. Von den frühen Arcades über Heimcomputer, PC-Spiele oder Konsolenspielen jeder Couleur. Die Bildgewaltigkeit des Videospiels war (obgleich es am Anfang nur grobe Pixel gab) für mich immer ein prägendes Erlebnis.

    Dabei war ich schon früh ein „Wanderer“ im Videospiel. Mechaniken zu befriedigen ist die eine Sache, sich aber an dem „hier und jetzt“ im Spiel zu erfreuen, war mir schon früh wichtig. So bleiben mir bis heute immer wieder ikonische Schauplätze im Gedächtnis, weit mehr als welche Ziele ich dort eigentlich erreicht habe.

    Einer meiner Lieblingstitel Half-Life 2 hatte mir übrigens eine ganze Reihe von „Sense of place“-Momente beschert und damals wurde mir zum ersten Mal klar, dass das visuelle Werk Videospiel ganz sicher irgendwann auch als Kunst im Museum ausgestellt werden sollte.

    Die Kunst, auf die auch Du mehrfach in Deinem Beitrag Bezug nimmst, ist offensichtlich. Und durch den gar nicht mal so alten „Fotomodus“ wird sie manifestiert. Dieses Feature erhebt den Screenshot tatsächlich zum Kunstwerk und ermöglicht sprichwörtlich neue Betrachtungswinkel.

    Mein Lieblingsabschnitt in Deinem Text ist die Stelle, in der Du darauf hinweist, dass Du die Fotos nicht nachträglich bearbeitest. Denn das ist auch mir ganz besonders wichtig. Die digitale Kunst sollte so „abgelichtet“ werden, wie sie im jeweiligen Titel gedacht war. Denn ein Spiel lebt immer in seiner Zeit (mit seinen Möglichkeiten) und ist ein Abbild dessen.

    Die von Dir ausgestellten Fotos finde ich schlichtweg atemberaubend! Es ist unglaublich, wie schön und ausdrucksstark Deine Beispiele sind.

    Ich persönlich bin noch ein Neuling im Thema Fotomodus und habe diesen erst von kurzer Zeit zum ersten Mal genutzt. Aber ja, ich kann sagen, dass ich den Möglichkeiten durchaus verfallen bin. „Eigene Momente“ können dadurch für die Ewigkeit festgehalten werden und das Kunstwerk Videospiel wird dadurch unsterblich.

    Ich mag Deinen Schreibstil sehr und freue mich riesig über Dein tolles Debüt und würde mir wünschen mehr von Dir zu lesen.

    1. Avatar von Steph

      Danke! Es freut mich sehr zu lesen, dass der Text eine kleine Lücke hier schließen konnte und auch, dass meine Bilder hier so viel Anklang finden. Ich bin fast ein wenig überfordert, von den vielen, positiven Rückmeldungen – danke für die Gelegenheit auf dieser Seite <3

      Ich bin auf jeden Fall motiviert, mich hier zukünftig noch etwas mehr einzubringen – eventuell kann ich noch andere Lücken schließen.

      André Eymann
  5. Avatar von Alexander Strellen

    Ein schöner Einblick in dein Hobby! Vielen Dank dafür! Deine Fotos gefallen mir auch gut.

    Viele Spieler bezeichnen sich als Spaziergänger durch virtuelle Welten. Besonders wenn wir von Titel wie Red Dead Redemption oder Zelda sprechen. Wenn wir im „Real-Life“ Spaziergänge machen, wollen wir auch besondere Momente oder schöne Motive mit der Kamera festhalten. Warum also nicht auch in den virtuellen Welten? So entsteht ein Fotobuch von einem persönlichen Spieldurchlauf. Ich wüsste nicht warum man das belächeln sollte. Ich finde das total verständlich.

    André EymannSteph
    1. Avatar von Steph

      Auch dir vielen Dank und tolles Argument am Schluss. Tatsächlich werfe ich ein Spiel auch mitunter nur an, um auf Fototour zu gehen.

      André Eymann
    2. Avatar von André Eymann

      Ich finde das hast Du sehr schön formuliert Alexander! Spaziergänger durch virtuelle Welten ist wunderbar umschrieben.

      Es erinnert mich spontan an meine Assoziation, die ich in meinem Beitrag Warum wir Half-Life 3 nicht brauchen beschrieben habe. Dort nehme ich Bezug auf Caspar David Friedrich (“Wanderer über dem Nebelmeer”, 1818).

      Steph
  6. Avatar von Mario Donick

    Der Beitrag hat mir sehr gefallen, danke! Ich würde sehr gerne mehr von dir dazu lesen, vielleicht auf einzelne Spiele nochmal gesondert eingehen, vielleicht auch ein paar praktische Tipps.

    André EymannSteph
    1. Avatar von Steph

      Vielen Dank, ich merke mir das mal vor. Eventuell bietet sich ein Nachschlag tatsächlich an, mit Blick auf ein oder zwei ausgewählte Spiele/Fotomodi.

      André Eymann
  7. Avatar von Sven

    Hallo Steph,

    ich möchte dir für deinen großartigen Artikel danken. Obwohl ich selbst nur gelegentlich mit dem Fotomodus in Tomb Raider oder Spider-Man herumspiele, muss ich deutlich sagen, dass das, was du aus den Spielen herausholst, für mich eindeutig Kunst ist. In deinen Momentaufnahmen dieser virtuellen Welten zeigst du uns eindrucksvoll, wie vielseitig Videospiele in Bezug auf Licht und Grafik geworden sind. Die von dir eingefangene Stimmung und die perfekt dargestellten Momente verdeutlichen die Detailverliebtheit und Perfektion dieser virtuellen Welten. Während des Spielens selbst werden diese oft nur am Rande wahrgenommen, aber du isolierst sie für einen Augenblick vollständig und bringst sie in den Fokus. Dieser Umstand und die Leidenschaft, die du in dein Hobby steckst, machen erneut deutlich: Videospiele sind Kunst, Videospiele sind Kultur.

    Vielen Dank für deinen Beitrag.

    Sven

    André EymannStephDirk Bockstegers
    1. Avatar von Steph

      Hey Sven – vielen Dank für das ausführliche und liebe Feedback. Mein Blick wandert durch dieses Feature wirklich vermehrt auf die kleinen Details und die Umgebung in der Spielwelt.

      André Eymann