Microprose Soccer: C64-Schützenfest gegen Oman


Es gibt so einige brillante Fußballspiele, die wir – meine Für-immer-besten-Freunde und ich – bis zum Abwinken gespielt haben. Kick Off (1989) und dessen Nachfolger natürlich. Emlyn Hughes International Soccer (1988), eine Zeit lang zumindest. Sensible Soccer war irgendwie nicht so unser Fall; vielleicht hatten wir pubertierende Teenager im Release-Jahr 1992 auch gerade andere Dinge im Kopf. 

Später begeisterte uns vor allem PESPro Evolution Soccer 6 aus dem Jahr 2006 gehört meiner Meinung immer noch zu den besten Videospiel-Kicks aller Zeiten. Sensationell, wie realistisch da die Partien ablaufen, wie jedes Tor auf eine andere Art und Weise fällt. Muss man immer wieder mal spielen. Hoch im Kurs standen auch einige FIFAs, allen voran die 96er-Version und FIFA 98: Road to Worldcup. In dem ich es irgendwie nie geschafft habe, den Weltmeistertitel zu erringen, und stets im Finale die Nerven verlor (und das Spiel obendrein). 

Doch trotz dieser hochkarätigen Konkurrenten ist es Microprose Soccer, von dem ich berichten will. Weil es 1988 – ich war elf Jahre alt – bei uns einschlug wie eine Bombe. Es war nicht so verkopft wie ein Emlyn Hughes, alles lief schön schnell und unkompliziert ab. Aus der Vogelperspektive spielte es sich herrlich intuitiv, man konnte unglaubliche Bananenflanken zirkeln. Tore fielen am Fließband – zwar immer nach dem gleichen Schema, dafür umso frenetischer bejubelt. Dazu dieser unvergleichliche Piepsound und das Rauschen, wenn der Regen einsetzte. Geniale Fußballaction – trotz oder gerade wegen ihrer Simplizität. 

Mit Westdeutschland zum WM-Titel

Unvergessen die 13:0-Triumphe gegen Oman. Das war der mit Abstand einfachste Gegner im Spiel, immer ein Sieg, sichere Bank. Dann die frustrierenden Matches gegen Brasilien, die schier unbesiegbar waren. Auch Uruguay spielte unverhältnismäßig stark auf. 1988 gab es die DDR noch, deshalb hieß Deutschland „W Germany“. Ein Jahr später fiel die Mauer. 

Wir zockten, bis der Competition Pro ächzte. Aber nur auf dem C64 – die enttäuschende Amiga-Umsetzung spielte sich fummeliger, weniger eingängig. Und sie war technisch ebenfalls ziemlich durchwachsen. Alternativ packten wir die Hallenfußball-Variante aus: Indoor Soccer. Das war hektischer, noch schneller, unberechenbarer. Aber fast genauso gut. Es ist dennoch vor allem der große Bruder, der meine Liebe zum virtuellen Fußballspiel entfacht hat. 

Benedikt Plass-FleßenkämperTobiStephan Ricken

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9 Antworten zu „Microprose Soccer: C64-Schützenfest gegen Oman“

  1. Avatar von Mike
    Mike

    Hallo Benedikt!

    An sich fängt der Artikel sehr gut an, dann aber nach recht wenigen Zeiten schon Schluss? Spoiler vergessen? Fortsetzung? 😉

    (Habe ihn sogar gelesen, obgleich ich mit Fußball an sich so viel anfangen kann wie mit Sportangeln. Hat aber als Videospiel mit Kick Off 1/2 unter AmigaOS immerhin viel Spaß gemacht. Ähnlich war es bei Great Courts 1/2.)

    Gruß

    Mike

    1. Avatar von Benedikt Plass-Fleßenkämper

      Hallo Mike,

      danke für dein Feedback. Ja, der Artikel ist durchaus sehr kompakt. Zur Erklärung: Er erschien ursprünglich als Beitrag in meinem Blog, den es mittlerweile nicht mehr gibt. Der nächste wird länger 🙂

      LG,
      Benedikt

  2. Avatar von André Eymann

    Vielen Dank für deinen ersten Beitrag bei Videospielgeschichten Benedikt! Ich kenne das von dir besprochene Spiel zwar nicht persönlich, finde es aber wunderbar, wie du deine Erinnerungen hier hinterlassen hast 🙂

    TobiBenedikt Plass-Fleßenkämper
  3. Avatar von Reza
    Reza

    Hallo!

    Ich habe das Spiel mit meinem Bruder auch ohne Ende gespielt. Auf dem Amiga, da wir unseren C64 kurz vorher verkauft haben…😢 Kick-Off auf dem Amiga und später FIFA auf dem PC standen ebenfalls hoch im Kurs. Microprose Soccer habe ich aber in besonderer Erinnerung, weil ich dass mit meinem englischen Austauschschüler aus Littlehampton gespielt habe. Der hatte zuhause noch einen Spectrum, so dass der Amiga für ihn wie eine Wundermaschine war.

    Benedikt Plass-FleßenkämperTobi
    1. Avatar von Benedikt Plass-Fleßenkämper

      Hach ja, schöne Erinnerungen 🙂 Ich fand die Amiga-Version von Microprose Soccer seinerzeit extrem enttäuschend, die spielte sich einfach nicht so schön flüssig wie das C64-Original.

      Tobi
  4. Avatar von Tobi

    Hallo Benedikt und danke für deinen Beitrag! 🙂
    Leider kann man mich seit jeher mit Fußball jagen, aber das ist natürlich nur meine persönliche Einstellung.
    Aber es ist ein Teamspiel und in analoger, wie in digitaler Version eine Vs oder Coop Angelegenheit.
    Daher habe auch ich damals mit meinem älteren Bruder oder mit einem Freund am Bildschirm Fußball gespielt – wenn aus erstgenanntem Grund auch nicht wirklich oft.
    In Erinnerung geblieben ist bei mir neben Sensible Soccer (dessen Spielfiguren man etwas später gefühlt für Cannon Fodder genutzt hat 😉 ) aber vor allem Striker auf dem Amiga, welches mich vermutlich durch die 3D Grafik mehr anzog, als das Spielprinzip selbst.

    Benedikt Plass-Fleßenkämper
    1. Avatar von Tobi

      Danke für das Teilhaben an deinen persönlichen Erinnerungen aus diesen Zeiten! 🙂

      Benedikt Plass-Fleßenkämper
    2. Avatar von Benedikt Plass-Fleßenkämper

      Hallo Tobi,

      sehr gerne 🙂 Oh ja, Sensible Soccer, ist auch ein fantastischer Fußballspiel-Klassiker. Das war dann spielerisch und technisch schon eine ganze Stufe weiter als Microprose Soccer. Aber Letzteres ist für mich immer DAS Fußballspiel geblieben.

      Tobi
      1. Avatar von Denis Roters

        War es für uns auch. Klar, Kick off war irgendwie „frisch“ und Sensible Soccer hat dann diese Stilistik noch veredelt, aber zumindest bis das erste Fifa kam war Microprose Soccer systemübergreifend ein Klassiker bei uns. Neben dem Ur-Soccer von Commodore natürlich.

        Aus unerfindlichen Gründen mochten wir auch „5 a side Soccer“ auf dem C64, ein objektiv schon damals eher schlechtes Spiel von Mastertronic. Der Hallenmodus da hat uns aber in der damals noch dringend benötigten Fantasie in die US Indoor Liga gebeamt, von der wir mal was im Fernsehen gesehen hatten.

        Benedikt Plass-FleßenkämperTobi